Artikel zum Besuch der SPD Regionsfraktion bei ZAQ

Aber einige fallen doch durch den Rost

„Keiner darf durch den Rost fallen.“ Der Anspruch, möglichst vielen Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen, ist hoch – und nicht immer erfüllbar. Bei der Leine-VHS gibt es seit April ein Programm für Härtefälle. Mit viel Aufwand, aber auch viel Zuversicht auf Erfolg.

Von Johannes Dorndorf Laatzen-Mitte. Gerd Geil ist jemand, der auf Leute zugehen kann, klare Worte liebt – alles andere als ein Schreibtischhengst. „Ich habe einen Luxusjob“, sagt der Pädagoge, der beim im April gestarteten Programm PACE Mobil bei der VHS arbeitet. Er meint damit die Zeit, mit der er sich seinen Klienten widmen kann. Im Gegensatz zu Jobcenter-Mitarbeitern, wo ein Fallmanager oft mehr als 100 Kunden betreut, kümmert sich Geil gemeinsam mit einem Kollegen um gerade einmal 16 arbeitslose Jugendliche. Seine Klientel, dass sind die, die beim Jobcenter gemeldet sind, mit denen es jedoch keinerlei Kontakt mehr gibt. Jene also, die durch das Raster fallen. „Was machen diese Leute?“ ist die Ausgangsfrage, die das Jobcenter beschäftigt – und sie an Geil weiterreicht. Dass er Antworten findet, hängt mit einer Besonderheit des Programms zusammen: Geil hat gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Zobel ein mobiles Büro und fährt zu den Jugendlichen hin. Das Eis zu brechen ist nicht leicht. Geil erzählt von einem Fall, bei dem er sich eine Woche lang durch eine Tür hindurch unterhalten hat, bis der Junge das erste Mal aufmachte. „Wir finden sonst schnell Zugang zu den Jugendlichen“, sagt Geil. Wegen seiner Flexibilität kann er relativ gezielt helfen: den Kontakt zum Jobcenter vermitteln, zur Schuldnerberatung oder wo auch immer die Probleme liegen. Andere Programme seien starrer. Dass es PACE Mobil gibt, hängt mit einem Umdenken zusammen, sagt Margarete Sigwart vom Zentrum für Arbeit und Qualifizierung der VHS. „Das Bild der Jugendarbeitslosigkeit hat sich verändert.“ Die Probleme der einzelnen Personen seien spezieller geworden, ließen sich nicht immer in große Programme zwingen. Wie groß der Erfolg von PACE Mobil langfristig sein wird, ist noch offen. Aber es hat sich herumgesprochen. „Wir haben eine Warteliste von 29 Leuten“, sagt Geil.

SPD-Abgeordnete sehen derzeitige Förderstrukturen kritisch
Die SPD-Regionsfraktion hat die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu einem Schwerpunkt dieser Wahlperiode gemacht. Wo aber kann die Politik ansetzen? Um dies zu erfahren, waren SPD-Abgeordnete der Regions-, Landes- und Bundesebene jetzt zum Informationsgespräch bei der Leine-VHS. Die Vorstellung von PACE Mobil kam dabei gut an. „Ich bin sehr beeindruckt“, sagte der Laatzener Regionsvertreter Ernesto Nebot. Auch der Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch hält die aufsuchende Sozialarbeit, wie sie dort praktiziert wird, für ein Element, über das auf Bundesebene nachgedacht werden müsse. Zu sprechen kam die Delegation auf ein strukturelles Problem bei der Förderung. Seit einigen Jahren müssen Fördermaßnahmen ausgeschrieben werden – mit anderen Worten: Der billigste Anbieter gewinnt. „Solche Maßnahmen sind gut für große Träger, die gute Preise machen können“, sagt Margarete Sigwart von der VHS. Lokale Anbieter wie die VHS haben das Nachsehen. Bedenken hat auch Miersch: „Es gibt Anbieter, die sich super eingerichtet haben und kein Interesse haben, dass die Jugendlichen Erfolg haben.“ Man müsse auch deshalb weg von den Ausschreibungen. Er halte eine Erfolgskontrolle für notwendig.jd