Neue Gewaltstudien gefordert
SPD-Landtagsabgeordnete besuchen Laatzener Frauenzentrum und loben deren Arbeit

Von Astrid Köhler rethen. Im Jahr 2004 erschien mit „Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehung“ die erste große und zugleich letzte Studie über häusliche Gewalt. Bei einem gesellschaftlich derart wichtigen Thema sei es nach zehn Jahren höchste Zeit für neue Forschungen, sagten die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Thela Wernstedt und Silke Lesemann gestern unisono wie ihre Gastgeberinnen beim Besuch im Frauenzentrum Laatzen. Susanne Schütte und Nicole Waldmann von der Beratungsstelle Donna Clara hatten zuvor über die allgemeine Arbeit des Frauenzentrums und die beständig ansteigende Nachfrage von Beratungsgesprächen informiert. Die Zahl der Ratsuchenden ist von 2005 bis 2012 um 80 Prozent gestiegen. Die Zahl der Beratungsgespräche hatte sich in dem Zeitraum sogar verdoppelt. Es sei nicht klar, ob es tatsächlich mehr Gewalt gibt oder ob Gewalt eher gemeldet wird, sagte Schütte, und Wernstedt ergänzte: „In skandinavischen Ländern, die wir für vorbildlich halten, gibt es die höchsten Meldeziffern für häusliche Gewalt. Sind die Schweden sensibler oder tatsächlich gewalttätiger als zum Beispiel Polen?“ Um diese Frage zu beantworten, bedürfe es neuer Forschungen. Fakt ist, dass in der Beratungsstelle in Rethen die ganze Bandbreite der Gesellschaft Beratung sucht: von Akademikerinnen, Arbeiterinnen und Jugendlichen über Migrantinnen bis zur Seniorin, die sich nach 60 Jahren von ihrem Mann trennen will. Außerdem treiben die bekannten Formen von psychischer und physischer Gewalt mit dem Internet und der mobilen Kommunikation neue Blüten. So berichten die Beraterinnen von Fällen von Mobbing im Internet und Kampagnen gegen Frauen via Facebook sowie Stalking durch das heimliche Aufspielen von Ortungsprogrammen auf das Smartphone. Was die SPD-Politikerinnen von ihrem Besuch mitnehmen? Das A und O seien Präventionsarbeit und niedrigschwellige Angebote, wie es das Frauenzentrum dank seiner jahrelangen Vernetzungsarbeit gut biete, sagte Lesemann. Des Weiteren müsse mehr Geld für die Forschung zur Verfügung gestellt werden, betonte Wernstedt.

Die Autorin Antonia Meiners liest am Dienstag, 17. Juni, aus ihrem Buch „Die Stunde der Frauen – zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht 1913-1919“. Beginn im Frauenzentrum, Hildesheimer Straße 343, ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.