Im Norden Kolumbiens haben wir zunächst den großen Unterschied zwischen der Stadt Bogotá und dem Land an sich erlebt. Die ganze Region leidet unter einem enormen Wassermangel. Aktuell gibt es aber auch Meldungen, wonach die großen Staudämme in Bogotá, die zur Energieversorgung eingerichtet wurden, viel zu wenig Wasser führen. Es wird sogar erwogen, Zwangsabschaltungen vorzunehmen.

Fahrt in den Norden Kolumbiens

Die Armut der auf dem Land lebenden indigenen Bevölkerung ist überall greifbar. Wir fuhren in eine Gemeinde, die aufgrund des Kohleabbaus umgesiedelt werden soll. Da das Unternehmen die geschlossenen Vereinbarungen nicht eingehalten haben soll, sind die Bewohner teilweise in ihre alten Häuser zurückgekehrt und schilderten uns jetzt ihre Ängste und Sorgen. Flüsse sollen umgeleitet werden. Das Grundwasser wurde massiv abgesenkt. Die Wasserversorgung ist mittlerweile nur noch mit Tankwagen möglich. Allerdings reichen die vom Kohleunternehmen gelieferten Mengen keinesfalls aus, weshalb die Gemeinde vor dem Verfassungsgericht inzwischen ein Urteil erreicht hat, das das Unternehmen und die Behörden zum Handeln verpflichtet.

Zudem klagen die Menschen über Atemwegserkrankungen. Diese seien in den Erweiterungsplänen des Kohleunternehmens nicht ausreichend berücksichtigtet worden. Darüber hinaus würden gewaltsame Zwangsräumungen erfolgen. Die Situation vor Ort scheint sehr verzweifelt zu sein.

Besichtigung der Kohlemine "El Cerrejón"

Ein völlig anderes Bild ergab sich bei der Besichtigung der Kohlemine "El Cerrejón" und den anschließenden Gesprächen. Man arbeite nachhaltig, rekultiviere die Flächen und erfülle die Verpflichtungen, die man bei den Umsiedlungen eingehe. Im Rahmen der Gespräche konfrontieren wir das Unternehmen mit dem Verfassungsgerichtsurteil. Nach einigem Hin und Her sagte das Unternehmen schließlich zu, die Umsetzung des Urteils und damit die Gewährleistung der ausreichenden Wasserversorgung durch eine Bonus benannte Organisation kontrollieren zu lassen. Wir werden am Ball bleiben und sehen, ob das Unternehmen sein Versprechen hält.

Der Kohleabbau in Kolumbien ist von einer unglaublichen Dimension. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum einzelne Unternehmen immer wieder gerichtliche Niederlagen in Kauf nehmen und damit die positiven Ansätze von Rekultivierung etc. völlig in den Schatten stellen.

Vor allem aber ist erkennbar: die Vertreter der Kohle und die Verantwortlichen der Regierung wissen, dass spätestens nach Paris das Ende Kohle eingeleitet worden ist. An Zukunftsstrategien aber fehlt es völlig. Eine Unternehmenssprecherin der Kohleindustrie zeigte uns zwar die enormen Potentiale für Wind und Sonne, jedoch stünden - so Ihre Aussage - die Anhörungsrechte der indigenen Bevölkerung einer positiven Entwicklung entgegen. Für mich klingt das irgendwie sehr merkwürdig, da ja gerade bei der Erweiterung des Kohlereviers diese Anhörungsrechte nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Vielleicht wäre es ja eine Gelegenheit, die Bevölkerung direkt an den Fortschritten und Einnahmen einer erneuerbaren Entwicklung zu beteiligen. Dieses haben wir jedenfalls zum Abschluss bei den Verantwortlichen hinterlegt.

Resümee

In diesem Bericht können die vielen Eindrücke nur kurz geschildert werden.

Insgesamt hat mir die Reise gezeigt, dass Guatemala und Kolumbien vor großen Umbrüchen stehen, wenn die begonnenen Friedensprozesse tatsächlich klappen. Allerdings gibt es viele offene Fragen. Morde sind weiter an der Tagesordnung. Der Klimawandel ist überall spürbar. Hungerkatastrophen sind vorprogrammiert, wenn nicht schnell Gegenstrategien entwickelt werden. Das betrifft vor allem die Verteilung zwischen Arm und Reich, Stadt und Land.