Der Rat der Stadt Laatzen hat in seiner Sitzung am 14. Dezember 2017 mit großer Mehrheit beschlossen, eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft zu gründen.

Michael Riedel, Sprecher der Ratsgruppe von SPD-Grüne-Linke-GFW-Scheibe im Fachausschuss, erläuterte die Motive: „Insbesondere Haushalte mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, Arbeitslose, Geringverdiener - dazu zählen inzwischen auch teilweise Facharbeiter mit ihren Familien - haben erhebliche Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu finden oder ihn zu halten.“

Eine Lösung für dieses Problem ist aus Sicht der Ratsgruppe eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft (KWG), weil der Markt - sprich Wohnungsbau durch private Investoren - nicht auf diese Personengruppe ausgerichtet ist. Riedel deshalb: „Jeder Investor hat das Recht auf seine eigenen Entscheidungen und die Verfolgung seiner Interessen. Wir als Politik haben jedoch für eine Balance zu sorgen zwischen Investoreninteressen und dem Anrecht der Bevölkerung auf bezahlbaren Wohnraum.“

Gründung einer Kommunalen Wohnungbaugesellschaft

Die Öffentlichkeit, die Bevölkerung, gerade auch die Betroffenen haben eine hohe Erwartungshaltung zur Lösung dieses Problems. In der Hannoverschen Allgemeinen wurde im Herbst 2017 bei der „Frage des Tages“ abgefragt: Müssen mehr preiswerte Wohnungen gebaut werden? Die Antworten waren eindeutig:

  • 83 % sagten „Ja, sonst kann sich bald niemand mehr das Wohnen leisten.“
  • 13 % meinten „Nein, der Markt reguliert sich doch von selbst durch Angebot und Nachfrage“
  • 4 % ist es egal „ich suche keine Wohnung“

Eine ähnliche Fragestellung „Soll die Stadt sozialen Wohnungsbau weiter fördern“ am 4. Januar 2018 mit immerhin 1.627 Teilnehmern bestätigte diese Erwartungshaltung:

  • 82 % sagen „Ja, das ist bitter nötig“
  • 11 % meinen „Nein, der Markt wird das schon ganz allein richten“
  • 7 % sind außen vor „Wie gut, dass ich Wohneigentum besitze.

Weder die örtliche Wohnungsbaugenossenschaft Laatzen noch die Kreissiedlungsgesellschaft Hannover helfen aufgrund ihrer derzeitigen Unternehmenspolitik bei der Behebung dieses Missstandes: Sie schaffen keinen zusätzlichen, bezahlbaren Wohnraum.

Die Ratsgruppe beschäftigt sich seit Anfang 2016 intensiv mit diesem Thema. Der ursprüngliche Plan sah eine Gesellschaft vor, auf die alle Wohngebäude und Grundstücke, die sich im Eigentum der Stadt Laatzen befinden, übertragen werden sollten. Im August 2016 wurde dieser Antrag nach vielen Diskussionen und Beratungen zurück in die Ratsfraktionen genommen, um weitere Alternativen zu prüfen.

Riedel: „Die Aufgabe, bezahlbaren Wohnraum in Laatzen zu schaffen, hat uns keine Ruhe gelassen und weiter beschäftigt. Die Aussagen aus anderen Parteien, der Markt würde es schon richten, ist für unsere Ratsgruppe keine ausreichende Antwort. Wir haben uns sachkundig gemacht und beraten lassen. Wir haben Gespräche geführt und uns Informationen eingeholt.“

So ergaben sich u. a. diese Aktivitäten:

  • Ein Gespräch mit dem Vorstand der GAG in Köln, einer der größten Kommunalen Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland.
  • Im Rahmen einer Klausurtagung der Ratsgruppe hat der Samtgemeindebürgermeister von Bersenbrück die Gründung der dortigen Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft vorgestellt sowie Chancen und Risiken diskutiert.
  • Von einer in der Region tätigen Gesellschaft wurde der Neubau eines Mehrfamilienhauses vorgestellt, der bei Einhaltung der aktuellen KfW-Standards mit 2,1 TEUR pro Quadratmeter Wohnfläche erstellt wurde.

„Nach dieser gründlichen Vorbereitung haben wir einen neuen Antrag gestellt,“ fasst Michael Riedel die Beratungen zusammen. Die Eckpunkte lauten

  • Die Stadt Laatzen gründet eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft in der Rechtsform einer GmbH & Co KG.
  • Die Gesellschaft wird unter der aquaLaatzium Freizeit GmbH angesiedelt.
  • Die KWG wird als erstes Projekt ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten bauen lassen.
  • Die Finanzierungsberechnung über 30 Jahre sieht Kreditaufnahmen und öffentliche Fördermittel vor.
  • Über die Laufzeit von 30 Jahren entsteht unter Einrechnung aller Kosten ein zahlungswirksames Defizit von ca. 733 TEUR. Allerdings ergibt der Restbuchwert der Immobilie bzw. der Anteil im Vermögen der Stadt Laatzen einen Betrag von ca. 1,2 Mio. Euro.

„Im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, die eine bezahlbare Wohnung dringend suchen, wünschen wir uns als Ratsgruppe für dieses Projekt eine breite politische Unterstützung. Wir wissen, dass es sich beim Start der KWG um ein kleines Pflänzchen handelt, das aber gedeihen und wachsen kann“, so Michael Riedel in der Ratssitzung optimistisch, „damit erfüllen wir als Politiker unsere Verantwortung, bezahlbaren Wohnraum in Laatzen zu schaffen.“

Bericht über die Ratssitzung

Bericht über die Festlegung einer Quote für sozialen Wohnungsbau