Beleidigungen, Mobbing, Gewalt, persönliche und familiäre Probleme, aber auch einfach die Angst vor schlechten Noten - die Sorgen und Nöte von Schülerinnen und Schüler können vielfältig sein. Schulsozialarbeiter sind dann wichtige Ansprechpartner. Um sich vor Ort über die Schulsozialarbeit zu informieren, hat die für Laatzen zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Lesemann gestern (Dienstag) die Albert-Einstein-Schule in Laatzen besucht.

Lesemann hospitierte einen halben Tag lang bei der Schulsozialarbeiterin Carola Pfennig. „Das hilft mir, einen tieferen Einblick in die Schulsozialarbeit zu bekommen, was wichtig für meine politische Arbeit ist“, sagte Lesemann, die ihre Hospitation bereits im März mit der Schulleitung verabredet hatte. „Ich besuche die Albert-Einstein-Schule seit zehn Jahren regelmäßig, um mich zu informieren, welche Wirkung unsere Politik auf die Schulen in meinem Wahlkreis hat“, betonte Lesemann. Schulsozialarbeit leiste vor allem auch Prävention, erklärte Pfennig. So erhielten alle fünften Jahrgänge der Schule ein Jahr lang ein Sozialtraining, bei dem es unter anderem darum gehe, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Handlungsstrategien bei Konflikten zu erarbeiten und ein Kommunikationsverhalten zu lernen, dass ohne Beleidigungen auskommt, selbst wenn es mal Differenzen gibt. „Es reicht nicht, Werte zu vermitteln - man muss auch aufzeigen, was das für das tägliche Miteinander und die Kommunikation untereinander bedeutet“, betonte Pfennig.

„Die Schulsozialarbeit ist unglaublich wichtig und unersetzlich“, betonte Christian Augustin, Leiter der Schule. Die Albert-Einstein-Schule bietet ein umfangreiches Beratungs- und Unterstützungssystem für die rund 1600 Schülerinnen und Schüler an, berichtete Augustin. Dazu gehören unter anderem die Konfliktberatung durch ein Meditationsteam, die Beratung bei persönlichen, schulischen und familiären Problemen durch Pfennig und eine Beratungslehrerin, eine begabungspsychologische Lernbegleitung- und beratung sowie eine interkulturelle Sprechstunde. Zudem habe die Schule Programme zur Suchtprävention und zur Verhinderung von Ausgrenzung und Rassismus.

Für Schülerinnen und Schüler bis zur siebten Klasse gibt es außerdem ein niedrigschwelliges Angebot: Streitschlichtung durch Mitschüler oder Mitschülerinnen wie Rana Murad, Anna-Lena Kreipe und Jana Prietzel. Die drei haben einen 35-stündigen Lehrgang an Wochenenden zur Vorbereitung auf ihre Arbeit absolviert und dabei Konfliktlösungsmethoden und Handlungsstrategien an die Hand bekommen; täglich in der zweiten Pause bieten sie ihre Schlichtungsfähigkeiten an. Das Angebot werde sehr gut angenommen und richte sich vorwiegend an den fünften und sechsten Jahrgang. „Da passiert am meisten“, so Pfennig. „Vom Petzen bis hin zum Treten ist alles dabei“, erklärte die 16-jährige Streitschlichterin Murad. „Wir versuchen, alles möglichst aggressionsfrei zu lösen.“ Gerade Beleidigungen und Provokationen kämen häufig vor. Sollte der Konflikt nicht lösbar sein, wird Pfennig auf Wunsch eingeschaltet.

Die SPD-geführte Landesregierung habe die soziale Arbeit in schulischer Verantwortung erstmals als Landesaufgabe definiert, berichtete Lesemann. „Die Schulsozialarbeit ist enorm wichtig und nimmt durch die gesellschaftlichen Veränderungen einen immer größeren Stellenwert ein.“ Im Jahr 2016 und 2017 hat die Landesregierung rund 600 Vollzeitstellen für schulische Sozialarbeit an etwa 650 Haupt-, Real-, Ober- und Gesamtschulen unbefristet eingerichtet; derzeit beschäftigt das Land bereits mehr als 870 sozialpädagogische Fachkräfte an öffentlichen Schulen. Zuvor wurden bereits 100 Vollzeitstellen an 160 Grundschulen geschaffen, die besonders viele Kinder mit Fluchtgeschichte betreuen. „In den nächsten Jahren wollen wir landesweit 1.000 Stellen für Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen an unseren Schulen zur Verfügung stellen“, kündigte Lesemann an. Schulleiter Augustin begrüßte das Vorhaben - sein Wunsch: Weitere Stellen an seiner Schule.