Ein Portrait der Leine-Nachrichten über Bürgermeister Thomas Prinz

Seit 2006 führt Thomas Prinz die Geschäfte im Laatzener Rathaus, nun soll eine zweite Amtszeit folgen. Seine Bilanz ist gemischt: Zu den Erfolgen kann der SPD-Kandidat die Entwicklung im Einzelhandel und bei der Kinderbetreuung rechnen. Es gibt aber auch Gegenwind – vor allem aus seinem eigenen Wohnort.

Von Johannes Dorndorf Laatzen. Über mangelndes Interesse an seiner Person kann sich Thomas Prinz derzeit nicht beklagen. Sein schwerer Motorradunfall im März hat ihm eine Welle der Anteilnahme beschert – inklusive etlicher Besuche am Klinikbett. Prinz ist kein Bürgermeister, der den Leuten egal ist – fast jeder hat eine Meinung über ihn. Das liegt auch daran, dass der Rethener in der Stadt überaus präsent ist. Ob bei Vereinsversammlungen, Schützenfesten oder Ausstellungseröffnungen, Prinz ist dabei, spricht mit Menschen, knüpft Kontakte. Dabei kommt ihm wohl auch die Natur des Rheinländers entgegen, als gebürtiger Wuppertaler schätzt er das Gesellige.

Der 57-Jährige eckt aber auch an. Vor allem die Entscheidung von 2008, das Rethener Hallenbad einem erweiterten aquaLaatzium zu opfern, brachte ihm und seiner Partei in Rethen Gegner ein. Eine Protestwelle folgte auch auf den hartnäckig verteidigten Vorschlag, den Grundschulstandort in Grasdorf formal auf den Prüfstand zu stellen. Sein wiederholtes Bekenntnis zu Laatzen-Mitte („Die Gesamtentwicklung von Laatzen ist davon abhängig“) führte zum Vorwurf, die Stadt kümmere sich zu wenig um die anderen Ortsteile. Die Strategie scheint freilich aufzugehen. Ob es einen Zusammenhang gibt oder nicht, Tatsache ist: Parallel zu den Investitionen des Programms „Laatzen-Mitte wird top“ mit Stadthausbau und der Umgestaltung von Marktstraße und Leineplatz wird derzeit auch privat massiv investiert. Aus der Hertie-Pleite wurde eine Erweiterung des Leine-Centers, in der Umgebung entstehen ein Bauhaus-Markt, ein Pflegeheim und neue Wohnbebauung. Die Erfolge schreibt sich Prinz teils selbst zu: Dass die Rentenversicherung in Laatzen bleibe, hänge auch mit seinen langjährigen Kontakten zum Vorstand zusammen, sagt er. „Tue Gutes und rede darüber“, lautet denn auch sein Motto – ein Bürgermeister auf Dauerwerbetour für Laatzen.

Die von ihm immer wieder beschworenen Kontakte hängen teils mit seiner Laufbahn zusammen. Nach dem Jurastudium in München und mehreren Stationen in Verwaltungen war Prinz von 1992 bis 1997 Büroleiter des niedersächsischen Finanzministers Hinrich Swieter und übernahm danach mehrere Referate im Bankenbereich. 1999 wurde er Geschäftsleiter der niedersächsischen Landestreuhandstelle.

Da mutet es kurios an, dass Laatzens Bürgermeister nun ausgerechnet das Thema Finanzen vor die Füße fällt. In seiner Amtszeit hat sich die Gesamtverschuldung der Stadt von 45,1?Millionen Euro (2009) auf fast 100?Millionen (2014) mehr als verdoppelt. Auf der Haben-Seite sieht Prinz das Thema Bildung und Betreuung: Die Stadt habe die Zahl der Hortplätze verdoppelt, die der Krippenplätze vervierfacht. „Der wichtigste Erfolg ist, dass wir eine extrem niedrige Quote von Schülern haben, die den Abschluss nicht schaffen.“

Ob er nach dem Unfall wieder aufs Motorrad steigen wird? „Ich muss es ausprobieren. Es darf einen keine Angst beim Fahren beherrschen“, sagt Prinz, der noch immer an Rippenbrüchen und den Folgen einer Lungenembolie leidet. „Und da hat auch meine Frau ein gewichtiges Wort mitzureden.“

Laatzen soll weiter wachsen
Die Bürgermeisterkandidaten für Laatzen – Thomas Prinz (SPD)
Sein Wahlprogramm stellt Thomas Prinz unter das Motto „Das Morgen gestalten“. Ein Auszug der wichtigsten Punkte – von A wie Arbeitsplätze bis S wie Steuern:

Arbeitsplätze: Jobs sollen sowohl für qualifizierte wie auch für ungelernte Arbeitnehmer geschaffen werden. Dafür müssten weitere Gewerbeflächen erschlossen und die vorhandenen ausgeschöpft werden.

Barrierefreiheit: „Menschen mit Handicaps muss eine möglichst selbstständige Teilnahme am Leben ermöglicht werden“, meint Prinz. Darauf müsse bei Straßenbauten und im Hochbau Rücksicht genommen werden.

Wohnen in Laatzen: Für den Erhalt der Infrastruktur sei es mittelfristig wichtig, dass möglichst viele Menschen in Laatzen leben, meint Prinz. Neue Baugebiete könnten zwischen Rethen und Gleidingen entstehen – sowohl auf der Sehlwiese als auch auf dem Erdbeerfeld entlang der B?6. Auch die Verdichtung im Bestand sei Thema.

Wohnen im Alter: Initiativen zum gemeinschaftlichen Wohnen „müssen vielfältig und an unterschiedlichen Orten der Stadt entstehen“, heißt es im Wahlprogramm. Die Stadt müsse bauplanerische Voraussetzungen dafür schaffen.

Ganztagsschulen und Horte: Vom Parallelbetrieb bei der Nachmittagsbetreuung hält Prinz nicht viel. „Beide Angebote gehören zusammengeführt.“ Dabei dürfe der Umfang der Betreuung nicht zulasten der Eltern verringert werden.

Kindertagesstätten: „Wir werden bei älteren Kindertagesstätten dafür sorgen müssen, dass die Einrichtung auf den neuesten Stand gebracht wird“, sagt Prinz. Ein Hauptaugenmerk liege auf der Sprachförderung.

Schulgebäude: In beiden Schulzentren stehen millionenschwere Sanierungen an. „Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, beide Schulen zu erhalten“, sagt Prinz.

Steuern: Da kommunale Steuern im Gegensatz zu Einkommens- und Gewerbesteuer nicht automatisch der wirtschaftlichen Entwicklung folgen, sei es unumgänglich, Grund-, Hunde- und Vergnügungssteuer regelmäßig zu erhöhen. „Dass wir so bombastisch zuschlagen mussten, ist eine Folge dessen, dass man sich das nie getraut hat“, meint Prinz.jd


Geboren: 10. März 1957
Wohnort: Rethen
Familie: verheiratet mit Silvia Prinz
Ausbildung: Zweites Staatsexamen in Jura (Volljurist)
Derzeitige Tätigkeit: seit 2006 Bürgermeister der Stadt Laatzen
Lieblingsplatz in Laatzen: das aquaLaatzium und die Immanuelkirche bei Veranstaltungen
Hobbys: Kunst, Fotografie, Motorradfahren