Pörksen gibt Einblicke in die Staatskanzlei

Von Johannes Dorndorf Laatzen-Mitte. Manchmal sind es ganz banale Dinge, die zum Politikum werden. Eine Couchgarnitur zum Beispiel, eine Tube Sonnencreme oder ein paar Blumenkästen. Mit solchen Symbolwirkungen hat Anke Pörksen in den vergangenen neun Monaten Erfahrungen gemacht: Die 47-Jährige ist Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil – und berichtete am Montagabend in der SPD-Reihe „Laatzener Stadtgespräche“ über Kurioses, aber auch Gewichtiges im Alltag der Staatskanzlei. Da war zum Beispiel die Sache mit der Sitzgruppe im Büro Weils: Als sie eine Gruppe Journalisten zum ersten Mal – und spontan – durch die Räume führte, seien ihr zwei Couchgarnituren samt Tisch aufgefallen, der Besprechungen diente, und die sie spontan austauschen ließ. Und dann entrutschte ihr jenes Wort, das sie am nächsten Tag in gleich mehreren Zeitungen lesen sollte: „Liegewiese“. „Das wurde als Kritik an der Vorgängerregierung aufgenommen“, berichtet Pörksen, die das überhaupt nicht beabsichtigt habe. Dabei habe sich später herausgestellt, dass Sigmar Gabriel das Möbel einst angeschafft hatte. Die eigentlichen politischen Themen sind weit ernster. Der demografische Wandel etwa, ein „massives Problem in Niedersachsen“, sagt Pörksen. „Es gibt Orte, da werden Blumenkästen von Frauen aus dem Dorf bepflanzt und Gardinen gewaschen, damit die Häuser nicht leerstehend aussehen“ – schließlich könne das Investoren oder Zuzügler abschrecken. Es gebe aber auch tolle Beispiele wie wiederbelebte Kasernen, in denen alte und junge Menschen gemeinsam leben. Zu den Herausforderungen zählt sie auch die Themen Inklusion und Ganztagsschule – beides auch eine Frage des Geldes. Auf die Frage der Laatzener Kita-Leiterin Martina Burbulla hin, ob das Land mehr für ihren Bereich tun kann, äußerte sich Pörksen ernüchternd. „Alles, was wir im Haushalt locker machen konnten, haben wir in den Bereich Bildung gepackt. Aber natürlich reicht es nicht wirklich aus“ – für die gewünschte Personalausstattung fehle das Geld. Dem Anliegen Klaus-Dieter Meyers vom Laatzener Seniorenbeirat gegenüber, die Seniorenvertretung in der Kommunalverfassung festzuschreiben, zeigte sich Pörksen aufgeschlossen. Die Erfahrung von Senioren sei „ein Pfund, auf das die gesellschaftliche Ebene nicht verzichten sollte“. Und dann war da noch die Sache mit der Sonnencreme: Die hatte die Regierungssprecherin seinerzeit nicht dabei, als Weil bei der Elbeflut unterwegs war. „Pörksen, Sie haben ja überhaupt nicht auf den MP aufgepasst“, habe ihr ein Journalist zugerufen. Auch das stand in der Zeitung.