Etwa 60 Vertreterinnen und Vertreter aus den Verwaltungen und der Flüchtlingshilfe kamen am vergangenen Freitag im Laatzener Stadthaus zusammen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch hatte Ehrenamtliche aus seinem Wahlkreis eingeladen, um über Strategien für ein erfolgreiches Miteinander zu diskutieren. Besonders erfreut war der Abgeordnete über den Besuch der Bürgermeister aus Laatzen, Pattensen, Springe, Uetze und Wennigsen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag des renommierten Kriminologen Prof. Dr. Christian Pfeiffer zur Flüchtlingsproblematik. Pfeiffer beleuchtete die Integration der Flüchtlinge aus wissenschaftlicher Sicht. Durch Statistiken widerlegte er allgemein verbreitete Annahmen über die Kriminalitätsraten der Flüchtlinge sowie das Vorurteil, die Integration dieser Menschen sei aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Islam utopisch. Basierend auf Statistiken bezüglich der Migration der türkischen Mitbürger konnte der Kriminologe verdeutlichen, dass es auch in dieser Bevölkerungsgruppe über die Jahre einen Wandel gegeben hatte. Hätten 1998 noch 41% der in Deutschland lebenden Türken mit der sogenannten Machokultur sympathisiert, so seien es heute nur noch 10%.

Essenziell für ein erfolgreiches Miteinander sei jedoch die Integration. Denn nur durch Integration könne eine höhere Kriminalitätsrate verhindert werden. Im ersten Jahr sei die Kriminalitätsrate noch niedrig, weil die Asylbewerber wüssten, dass Straftaten eher dazu führten, schlechtere Chancen auf Bleiberecht zu haben, so Pfeiffer. Allerdings wüchsen mit der Zeit die Ansprüche auf ein Leben, wie es die Bürger in Deutschland vorlebten. Diesen Ansprüchen gerecht zu werden, sei aber nur möglich, wenn die Menschen integriert würden. Durch Integration könnten sie sich ihre Möglichkeiten selbst schaffen. Leben sie jedoch in einer verschlossenen Parallelgesellschaft, so steige die Kriminalität.

Pfeiffer sprach darüber hinaus auch Empfehlungen für Helferinnen und Helfer sowie die Runden Tische aus. So sollten beispielsweise Arabisch sprechende Bürgerinnen und Bürger den Vereinen als Sprachmittler zur Verfügung stehen und Muslime der hiesigen Gemeinden als „Integrationslotsen“ gewonnen werden. Darüber hinaus brachte der Kriminologe die Entwicklung von Apps ins Spiel, um den Neuankömmlingen in ihrer Muttersprache das Verstehen unserer Kultur und der Regeln unseres Zusammenlebens zu vermitteln.

„Der eindringliche Vortrag von Christian Pfeiffer hat bestätigt, dass neben dem Schaffen von Perspektiven für die Ankommenden vor allem Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Daher gilt es auch hier, so früh wie möglich – nämlich in Kindergarten und Schule – mit entsprechenden Integrationsmaßnahmen zu beginnen“, so der Abgeordnete Miersch zusammenfassend.

Eines wurde an diesem Abend deutlich: Ob im gemeinsamen Chor, in einer Fußballmannschaft oder beim gemeinsamen Abendessen mit Flüchtlingen - wir alle können voneinander lernen. Miersch kündigte an, den begonnenen Dialog weiterführen zu wollen.

Pfeiffer
Prof. Dr. Christian Pfeiffer während seines Vortrages
Pfeiffer
Laatzens Bürgermeister Jürgen Köhne beteiligt sich an der Diskussion.